Während Navaratri, der neun Nächte, betet ganz Indien die Göttliche Mutter an und verehrt sie mit großer Hingabe. Dusserah, Durga Puja und Navaratri sind ein und dasselbe. In den ersten drei Nächten wird Durga, der zerstörende Aspekt der Mutter, verehrt. In den folgenden drei Nächten wird der schöpferische Aspekt, Lakshmi, gefeiert. Und in den darauffolgenden Nächten der Wissensaspekt Saraswati angebetet. Der zehnte Tag ist der Tag des Sieges (Vijaya Dashami).
Dieser Einteilung liegt eine besondere Bedeutung zugrunde. Wenn die Göttin von einem Anhänger in dieser Reihenfolge erst als Durga verehrt wird, zerstört sie zuerst die schlechten Gewohnheiten, die in seinem Geist lauern. Als Lakshmi pflanzt sie Daivi Sampat (göttliche Eigenschaften), die die spirituelle Entfaltung fördern. Dann gewährt sie ihm als Saraswati wahres Wissen.
Der zehnte Tag feiert den Sieg des Wissens über die Unwissenheit, das Gute siegt über das Böse. Es ist der Tag, an dem die Jungen eingeschult werden. Spirituelle Aspiranten erhalten an diesem Tag ihre Einweihungen. Der Zimmermann, Schneider, Maurer, Künstler, Sänger, die Schreibkraft und andere technische Arbeiter machen eine Puja für ihre Instrumente und Werkzeuge. Dies nennt man Ayudha Puja. Sie sehen und erkennen die Kraft von Shakti hinter diesen Instrumenten und verehren die Göttin, damit sie ihnen Erfolg, Wohlstand und Frieden gewährt.
Hinter Navaratri scheint sich der Beginn des Prinzips der Urenergie oder Shakti zu verbergen: Tasmadvira ajayata virajo adhipurua, sa jato atyaricyata pascadbhumimatho pura ("Er wurde das Universum. Er war das Universum, ist das Universum, und wird das Universum in der Zukunft sein. Er als das Universum erschuf sich selbst durch sich selbst"). Dieses ist das Grundprinzip von Ardhanarishvara in unserer religiösen Ausdrucksweise. Gott Shiva ist der Inbegriff von Androgynie (Zwittrigkeit), vielmehr offenkundig androgyne Absolutheit. Es ist seine Energie, die nicht von ihm getrennt werden kann. Die Art in der der Ursprung der Dinge in dieser Welt agiert und unsere Deutung dieser kosmischen Aktivität liegen in der Form der Verehrung von Shiva oder der Verehrung von Shakti. Dieses Mysterium ist in der Tat der Hintergrund für unseren Wunsch, jedes Jahr aufs Neue Mahakali zu verehren, Ma Durga, Mahasaraswati, ob wir nun verstehen, was wir tun oder nicht.
Navaratri ist zunächst Durga, der Göttin der Kraft, gewidmet. In der vorzeitlichen Mythologie wird behauptet, dass die Götter Devi Durga zehn tödliche Waffen zukommen ließen, um in ihrer Schlacht mit Asura die Welt vor dem Bösen zu retten. Brahma bescherte Kamandal (heiliges Wassergefäß), Chakra wurde von Vishnu gegeben, Shiva gab Trishul, der Vajra (Blitz) wurde von Indra gegeben, die Kuthar (Axt) von Viwakarma, die Kaladanda (Rute) wurde Durga von Yama geschenkt, die Naga (Schlange) von Vasuki. Karga und Dhal (Schild) wurden von Surya ausgestattet und Dhanuswar (Pfeil und Bogen) von Vayu. Diese Waffen wurden durch Mantras ermächtigt, die von den Personen rezitiert wurden, die Durgas Erfolg erstrebten. Die zehnfach bewaffnete Durga wird auch Kali, Bhavani, Amba und Chandika genannt. Man glaubt, dass die Mantras die Macht haben, menschliche Wesen vor jeglichen schädlichen Kräften zu schützen. Devi Durga, der Göttin der Kraft, wird roter Hibiskus dargebracht, da rot die Farbe der Kraft ist. Daraus entstand der Brauch, ihr hundertacht Lotusblüten in täglicher Puja darzubringen.
Navaratri wird zweimal im Jahr gefeiert: Während Sukhla Paksha (zunehmender Mond) des Mondmonats von Ashwin, der erste ist im September oder Oktober im Herbst, und der zweite ereignet sich während der ersten neun Tage der hellen zwei Wochen der Sukhla Paksha des Mondmonats von Chaitra Mitte März bis Mitte April im Frühling. Die neun Tage von Navaratri sind die gesegnetste Zeit des Jahres, weil in diesem Zeitraum Ma Durga angerufen werden kann, und ihre Segnungen können alles Böse von ungünstigem Karma beseitigen, Wohlsein, Gesundheit und Reichtum für ihre Anhänger erzeugen und die Stimmung von unreinen Seelen erhellen. Parvati, Laksmi und Saraswati werden durchgehend in diesen neun Nächten angebetet.
Im Navaratri Fest sind die ersten drei Nächte der Göttin der Handlung und der Energie gewidmet in ihren verschiedenen Manifestationen von Kumari, Parvati und Kali. Lakshmi, die Göttin von Reichtum, Frieden und Überfluss wird während der nächsten drei Tage in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen verehrt. Lakshmi, die vier Hände hat, symbolisiert die vier Ziele des menschlichen Lebens. In einer Hand hält sie eine Lotosblume, die das nie endende Leben und die Beständigkeit der Seele symbolisiert. Die zweite Hand, die einen weiteren Lotos hält, beschreibt die Loslösung von weltlicher Macht oder Maya. Der Lotos symbolisiert die Öffnung der Seele oder Charka. Die dritte Hand Lakshmis verteilt Segnungen mit Glück und Wohlstand an alle. Eine weitere Hand von ihr ist geöffnet und zeigt zur Erde, sie gibt den Menschen Halt. Außerdem gibt es dort eine interessante Anekdote, dass Navaratri nachts gefeiert wird, um die schlummernde Unwissenheit von Tomoguna (dem inneren Mahishasura oder faulem Büffel) zu beseitigen.
Die Segnungen von Saraswati, der Göttin des Wissens, werden als Lalita Panchami angerufen während der letzten drei Tage von Navaratri. Saraswati gewährt spirituelles Wissen, um einen von der Fessel Mayas oder der materiellen Welt zu befreien. Yagnas, der abschließende Akt von Abschied und Dankbarkeit wird am achten und neunten Tag von Navaratri zelebriert.
Navaratri erlaubt einem, andächtig die einmütige heilige Existenz der Göttin zu spüren, während man die spirituelle Energie aufnimmt und den inneren Mut, die Seelen vom Maya der weltlichen Existenz zu befreien. Durga, Lakshmi und Saraswati sind keine sterblichen verhängnisvollen Frauen. Vielmehr die Kraft des Kosmos verwurzelt im Absoluten.
https://wiki.yoga-vidya.de/Navaratri
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